Bibelmangel weltweit: Millionen Christen ohne Gottes Wort
Als Marie aus Madagaskar ihre erste eigene Bibel in Händen hielt, war sie 63 Jahre alt. Jahrzehntelang hatte sie davon geträumt, endlich selbst darin lesen zu können, ohne sie nur stundenweise ausleihen zu müssen. „Die Bibel ist für mich wichtiger als Nahrung“, sagt sie. „Sie ist das Kostbarste in meinem Leben.“
Für Marie erfüllte sich ein Kindheitstraum. Doch für Millionen andere bleibt dieser Traum unerreichbar. Eine neue Studie, die Bible Access List, zeigt: Mehr als 100 Millionen Christen weltweit haben keinen Zugang zu einer Bibel.

„Es herrscht eine geistliche Hungersnot“, erklärt Wybo Nicolai, Mitbegründer der Bible Access List. „Unzählige Menschen sehnen sich nach Gottes Wort, doch es gibt viele Hindernisse, die ihnen den Zugang zur Heiligen Schrift verwehren. Millionen haben noch nie eine Bibel in ihrer Sprache oder zu einem erschwinglichen Preis gesehen – und oft fehlt ihnen jede Möglichkeit, überhaupt an eine zu gelangen.“
Zwei Hauptprobleme: Verbot und Mangel
Die Bible Access List ist das Ergebnis eines globalen Forschungsprojekts, an dem mehrere christliche Organisationen beteiligt sind, darunter federführend Bible League International, die Mutterorganisation der Bibel Liga. Ziel der Initiative: sichtbar machen, wo und warum Menschen keinen Zugang zur Bibel haben.
Aus 88 Ländern wurden Daten, Interviews und Beobachtungen ausgewertet. Das Ergebnis zeigt zwei Hauptprobleme:
- Verbotener Zugang: In Ländern wie Somalia, Afghanistan oder Nordkorea wird der Besitz einer Bibel als Bedrohung gesehen. Wer sie besitzt, riskiert Verhaftung oder Gewalt – im Extremfall sogar sein Leben.
- Fehlende Versorgung: In afrikanischen und asiatischen Ländern fehlt es schlicht an Bibeln, Übersetzungen oder Lesefähigkeit. Armut und Analphabetismus verstärken die Not.
Diese Kombination führt dazu, dass viele Christen ihren Glauben ohne das Wort Gottes leben müssen. Sie sind abgeschnitten von dieser wichtigen geistlichen Quelle. Reinhard Knödler, der Leiter der Bibel Liga, ist froh, dass es den Bericht nun jährlich geben soll. „Die Bibel Access Studie ist für unsere Arbeit ein wertvolles Instrument. Sie hilft uns, die geistliche Notlage gezielter anzugehen und Menschen mit der Bibel zu erreichen. Denn Gottes Wort sollte kein Luxusgut sein. Für Christen ist sie lebensnotwendig.“
Die fünf Länder mit den strengsten Einschränkungen beim Bibelzugang sind:
- Somalia
- Afghanistan
- Jemen
- Nordkorea
- Mauretanien
Diese fünf Länder stehen an der Spitze des weltweiten Bibelmangels unter Christen:
- Demokratische Republik Kongo – über 10 Millionen Christen ohne Bibel
- Nigeria – über 10 Millionen
- Äthiopien – über 10 Millionen
- Indien – über 10 Millionen
- China – 5-10 Millionen


Wenn Gottes Wort fehlt: Geschichten aus der geistlichen Hungersnot
Reinhard Knödler kennt von seinen Reisen in die Einsatzländer die Gesichter hinter den Zahlen. „Die Menschen haben teilweise Jahrzehnte auf eine Bibel gewartet und weinen vor Freude, wenn sie endlich eine in den Händen halten“, erzählt er. So wie Mariam aus Ägypten. Als Frau durfte sie nicht zur Schule gehen und konnte nicht lesen – bis sie am Bibel-ABC teilnahm, dem Alphabetisierungskurs der Bibel Liga. „Die biblischen Inhalte in den Kursen waren für mich wie Nachrichten von Gott direkt an mich“, sagt sie. „Ich war wie blind. Nun kann ich sehen!“
Gabriel aus Madagaskar, 95 Jahre alt, hört Gottes Wort zum ersten Mal in seinem langen Leben milthilfe einer Hörbibel, die er von der Bibel Liga erhielt. „Ich höre jeden Tag, oft sogar nachts“, erzählt er dankbar. „Nach so vielen Jahren habe ich endlich Zugang zu Gottes Wort.“
Wie die Bibel Liga hilft, geistlichen Hunger zu stillen

„Die Zahlen der Studie rufen uns ins Gebet und zur Tat“, sagt Reinhard Knödler. „Menschen, die Gottes Wort lesen, werden im Glauben gestärkt, können wachsen und weitergeben, was sie empfangen haben.“
Genau hier setzt die Arbeit der Bibel Liga an:
- Philippus-Programm: In kleinen Gruppen lesen Menschen gemeinsam Gottes Wort, sprechen darüber und erhalten anschließend ihre erste eigene Bibel.
- Alphabetisierungskurse: Wer nicht lesen kann, wird bei der Teilnahme am Bibel-ABC-Kurs befähigt, selbst Gottes Wort zu lesen.
- Hörbibeln: Für Analphabeten oder Sehbehinderte öffnen sie den Zugang zum Glauben.
In über 40 Ländern arbeiten wir mit lokalen Partnergemeinden daran, dass Menschen nicht nur Bibeln bekommen, sondern auch lernen, darin zu lesen, die Texte zu verstehen und anzuwenden.
Gottes Wort verändert Familien
Ester und ihre Tochter Devi aus Indonesien sind ein Beispiel dafür, wie Gottes Wort ganze Familien verändert. Einst war Ester Muslima. Eines Nachts hörte sie beim Gebet eine Stimme: „Lies in der Bibel! Dort findest du Wahrheit.“ Vier Jahre lang las sie heimlich. Was sie nicht wusste: Ihre Tochter tat dasselbe. Als beide sich nach vier Jahren endlich offenbarten, war die Freude unbeschreiblich. Heute leiten sie gemeinsam Philippus-Bibelgruppen und geben Gottes Liebe praktisch weiter. „In der Bibel habe ich Wahrheit gefunden“, sagt Ester. „Sie gibt mir Frieden und Orientierung.“ Denn wo Menschen eine Bibel bekommen, lernen sie Jesus kennen und erfahren von Gottes Liebe. Viele von ihnen entscheiden sich dazu, ihr Vertrauen auf den Herrn zu setzen und ihm nachzufolgen.
Bibeln weitergeben: Als BibelBote monatlich Freude machen
Sie können Menschen den Traum einer eigenen Bibel erfüllen! Mit einer monatlichen Unterstützung als BibelBote helfen Sie, dass Menschen weltweit Gottes Wort erhalten.
Ihre Spende sorgt dafür, dass Christen nicht länger auf eine Bibel warten müssen. Sie schenken das Kostbarste, was es gibt: Zugang zu Gottes Wort.

Noch mehr Ideen lesen Sie im Blog „Bibelzugang weltweit: So können wir der „geistlichen Hungersnot“ begegnen“.
FAQs zur Bible Access List und zum Bibelmangel
Was ist die Bible Access List (BAL)?
Die Bible Access List zeigt, in welchen Ländern der Zugang zur Bibel am schwierigsten ist und wo Christen am stärksten unter Bibelmangel leiden. Sie kombiniert Daten, Umfragen und Erfahrungsberichte aus 88 Ländern, um die globale Lage sichtbar zu machen. Das Hauptziel der Initiative ist es, Missionsorganisationen und Kirchen einen umfassenden und zuverlässigen Überblick über Verbreitung und Zugang zu Gottes Wort in verschiedenen Ländern zu geben. Sie liefert wichtige Informationen zur Verbesserung der strategischen Planung, um die Herausforderungen bei der Verbreitung der Bibel effektiver anzugehen.
Wer steht hinter der Studie?
Die„Bible Access Initiative”ist ein Zusammenschluss mehrerer Organisationen. Jährlich erarbeiten sie die Übersichtsliste, wie frei oder eingeschränkt der Zugang zur Bibel weltweit ist. Die Initiative wurde von „Open Doors International“ und der „Digital Bible Society“ ins Leben gerufen. In diesem Jahr gehören zu den Hauptverantwortlichen der Studie die „Bible League International“, die „Digital Bible Society“ und „Frontlines International“, wobei Partner wie „Open Doors International“, „Biblica“, die „Bible League Canada“ und „OneHope“ ebenfalls mitwirken.
Warum ist fehlender Zugang zur Bibel ein „geistlicher Notstand“?
Weil ohne Gottes Wort geistliches Leben nicht wachsen kann. Wo Christen keine Bibel haben, fehlt die Grundlage für Evangelisation, Jüngerschaft, Seelsorge und geistliches Wachstum. Die Studie spricht deshalb von einer „Hungersnot des Wortes Gottes“ – eine Anspielung auf Amos 8,11.
Was sind die Hauptursachen für Bibelmangel?
Es gibt zwei Hauptursachen:
- Einschränkungen und Verbote: Gesetze, Überwachung oder religiöser Extremismus machen den Besitz einer Bibel gefährlich.
- Mangelnde Verfügbarkeit: Armut, fehlende Übersetzungen, Analphabetismus oder mangelnde Infrastruktur verhindern, dass Bibeln gekauft werden können.
Wie zuverlässig sind die Daten der Studie?
Die BAL stützt sich auf Umfragen, Interviews, Feldbeobachtungen und Quellen wie die World Christian Database und die World Watch List von Open Doors. Alle Angaben werden von Fachleuten geprüft und als realistische Schätzungen angegeben. Hier finden Sie eine ausführliche Dokumentation zur Methodologie.
Warum gibt es trotz Online-Bibeln noch einen Bibelmangel?
Digitale Bibeln helfen, aber sie ersetzen keine gedruckten Ausgaben. An vielen Orten fehlen Internet, Strom oder sichere Zugänge – so wie in ländlichen Gebieten in Kenia. Manche Christen riskieren Überwachung, wenn sie Online-Bibeln nutzen. Und Millionen Menschen können gar nicht lesen. Deshalb bleiben gedruckte und gesprochene Bibeln unverzichtbar.
Wie kann ich helfen, den Bibelmangel zu überwinden?
Jeder kann Teil der Lösung sein, sei es durch Gebet oder Spenden, z.B. monatlich als BibelBote. So erfüllen Sie Menschen den Traum einer Bibel. Schon mit 7 Euro beschenken Sie monatlich eine Person!
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