Reiseblog: Auf den Spuren von deutschen Papua-Missionaren auf Mansinam

„Warum hast du Turnschuhe an?“ fragt Oscar, mein indonesischer Kollege, als wir im Auto zum Hafen sitzen. „Wir werden nass werden! Das Boot kann nicht bis ans Ufer der Insel fahren“, erklärt er mir und zeigt auf seine Flip-Flops. Nun verstehe ich auch, warum der einheimische Pastor eine kurze Hose und Sandalen trägt – bisher habe ich ihn nur in langen Hosen gesehen. Seit fünf Tagen sind wir, ein vierköpfiges Team aus Deutschland, in Manokwari, West-Papua (Indonesien) unterwegs. Wir sammeln Material für das nächste Bibelbeweger-Magazin und drehen für unseren diesjährigen BibelStern-Clip. Heute besuchen wir gemeinsam mit unseren lokalen Partnern einen besonderen Ort: Mansinam Island, auch „Gospel Island“ genannt. Sie liegt etwa sechs Kilometer vor Manokwari. Am Hafen beobachten wir kleine Kinder, die vom Steg aus in das warme Wasser springen – am liebsten würden wir es ihnen gleichtun. Es ist zwar noch Morgen, doch die Kleidung klebt bereits am Körper und der Schweiß rinnt uns von der Stirn. Umso mehr genießen wir die 15-minütige Fahrt mit einem kleinen Motorboot aus Holz und lassen uns von der frischen Brise ein wenig abkühlen.

Wir besteigen das Holzboot nach Mansinam
Dieses Boot bringt uns nach Mansinam
Mansinam - ein Paradies mit Palmen und Stränden
Die „Gospel Island“ ist ein wunderschöner Ort
Willkommen auf der „Gospel Island“

Als wir an dem weißen, feinen Sandstrand unter Palmen landen, schaffen wir es sogar trockenen Fußes an Land. Auf dieser paradiesischen Insel sind am 5. Februar 1855 zwei deutsche Missionare, Carl Wilhelm Ottow und Johann Gottlob Geissler, angekommen. Sie brachten das Evangelium nach Papua und werden heute als Nationalhelden verehrt. Bereits vom Boot aus konnten wir ein strahlend weißes Kreuz sowie zwei Statuen sehen.

Auf Mansinam gibt es ein großes Denkmal für die MIssionare Ottow und Geissler mit Stauten und einem weißen Kreuz
Die Gedenkstätte ist bereits vom Meer aus zu sehen
"In Gottes Namen betreten wir das Land" - beteten die Missionare Ottow und Geissler 1855
Die Statuen erinnern an die deutschen Missionare Ottow und Geissler

Wir wollen die Erinnerungsstätte aus nächster Nähe anschauen und Hans Collins Wauma, ein Pastor auf Mansinam, öffnet uns das Tor. Er hat Kirschengeschichte studiert und mehrere Bücher verfasst. Sein Neuestes handelt von den deutschen Missionaren. Da auf deutschen Internetseiten fast nichts über Ottow und Geißler zu finden ist, nutze ich die Chance und löchere Hans mit Fragen. Er wiederum ist begeistert, dass Deutsche die Insel besuchen: „Als die Ottow und Geissler ankamen, knieten sie sich nieder und beteten: In Gottes Namen betreten wir das Land!“ Den letzten Satz sagt Hans auf Deutsch. „Doch sie hatten mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Bewohner waren zu Beginn feindselig.“ Es dauerte, bis die Deutschen ihr Vertrauen gewonnen hatten. Sie lernten die Landessprache, gründeten eine Schule, gaben handwerklichen Unterricht, klärten über Hygiene auf – und erzählten biblische Geschichten. „Ottow starb im November 1862 mit 35 Jahren an Malaria“, sagt Hans. „Erst 1865 ließ sich die erste Person taufen.“ 1870 kehrte Geissler zurück nach Deutschland, zwei Kinder musste er in einem Grab in Papua zurücklassen. Kurz nach der Ankunft, bevor er seine Eltern wiedersehen konnte, starb auch er.

Vergessene Missionarinnen

Als Hans die Kinder erwähnt, werde ich neugierig: „Was ist mit den Frauen der beiden?“, frage ich ihn. Er nennt mir die Namen: Pauline Justine Reynaert war mit Geissler verheiratet, Auguste Wilhelmine Letz mit Ottow. Ich vermisse ihre Statuen… Später versuche im Hotel über Google mehr über die beiden zu erfahren. Auf der Seite von Ottows Geburtsstadt Luckenwald werde ich fündig:  Der junge Mann hatte an seinen Pastor in Deutschland geschrieben, dass er gern heiraten würde. Die Frau, die er im Sinn hatte, wollte jedoch auf keinen Fall nach Papua ziehen. Also schickte ihm sein Pastor kurzerhand seine Haushälterin Auguste. Sie ließ sich auf die gefährliche Reise zu einem ihr unbekannten Mann und auf ein Leben fern jeder Zivilisation ein und arbeitete Seite an Seite mit den beiden Missionaren. Als Ottow nach nur wenigen Ehejahren starb, war sie mit ihrem zweiten Kind schwanger und musste sich um ihren schwerkranken Erstgeborenen kümmern. Dennoch kehrte sie nicht nach Deutschland zurück. Ich wünschte, auch ihre Geschichte würde erzählt werden. Denn die der beiden Männer ist fest verankert im kulturellen Gedächtnis der Papua. Jedes Jahr am 5. Februar feiern sie ein riesiges Fest auf der Insel. Der Tag ist ein Feiertag in ganz Papua; 15.000-20.000 Menschen besuchen die Feierlichkeiten. Zum diesjährigen 170. Jubiläum waren sogar Nachfahren der 6. und 7. Generation von Geissler angereist.

Drehaufnahmen unter Palmen

Nach dem Interview mit Hans sehen wir uns die Sehenswürdigkeit der Insel, eine 30 Meter hohe Jesusstatue, die segnend ihre Arme ausbreitet, aus der Nähe an. Nach 20 Minuten Fußmarsch in der prallen Sonne kommen wir oben an. Samuel, unser Kameramann, startet seine Drohne und macht tolle Aufnahmen aus der Vogelperspektive für unseren Bibelstern-Clip.

Die 30 Meter hohe Jesus Statue auf Mansinam
Die 30 Meter hohe Jesus-Statue ist ein Wahrzeichen der Insel

Später schippern wir mit dem gemieteten Boot noch an einen wunderschönen Strandabschnitt, um weitere Szenen zu drehen. Wir ziehen unsere Turnschuhe aus und steigen aus dem schaukelnden Boot aus, um durch das badewannenwarme Wasser zum Ufer zu waten. Der weiße Sand, das türkisblaue Wasser und die Palmen würden uns am liebsten vergessen lassen, dass wir zum Arbeiten hier sind. Was für ein herrlicher Ort – hier könnten wir es eine Weile aushalten. Doch sobald die Aufnahmen im Kasten sind, müssen wir uns von diesem kleinen Paradies verabschieden. Vielleicht kommen wir ja eines Tages wieder? Der 5. Februar würde sich anbieten!

Samuel filmt Mutter und Tocher am Strand auf Mansinam
Samuel dreht Szenen für den BibelStern-Clip
Kinder schwimmen und spielen im warmen Wasser und am Strand von Mansinam
Ein traumhafter Strand lädt zum Schwimmen ein – doch wir müssen weiter

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