Reiseblog: Im Dschungel von West-Papua
Holpernd schlängelt sich der Bus, der für die schmale Asphaltstraße gefühlt viel zu groß ist, durch den Dschungel von West-Papua. Etwa zwei Stunden fahren wir die einzige Straße entlang, die Manokwari Richtung Norden mit verschiedenen Dörfern verbindet, in denen bis heute vor allem die einheimische papuanische Bevölkerung lebt. Vor unserem Fenster ziehen kleine Häuser aus Stein und Beton vorbei, die inmitten des dichten Urwaldes fast unwirklich wirken. Wäscheleinen sind von Baum zu Baum gespannt, Mütter sitzen mit ihren Kindern vor ihren Häusern, andere laufen mit Machete in der Hand durch das Dickicht und immer wieder kommen uns Rollerfahrer entgegen – die meisten barfuß und ohne Helm.

Vor drei Tagen sind Salome, Maya, Samuel und Daniel als Team aus Deutschland zusammen mit Bible League-Mitarbeiter Romi von den Philippinen in Manokwari gelandet. Begleitet werden wir von Landesleiter Assaf und Oscar vom indonesischen Bibel Liga-Team. Zehn Tage lang sind Begegnungen, Interviews und Filmaufnahmen mit Leitern und Teilnehmern des Philippus-Programms geplant, denn dieses Jahr steht Indonesien im Fokus der Aktion BibelStern. Unser Ausgangspunkt Manokwari, eine Kleinstadt mit etwa 107.000 Einwohnern, ist zwar eine der wenigen großen Städte in West-Papua, doch sie hat mit den vielen kleinen Häusern, Kiosks und unzähligen Palmen eher Dorfcharakter. Überall schlängeln sich unzählige Roller durch den chaotischen Verkehr. Überhaupt scheinen motorisierte Zweiräder das Hauptfortbewegungsmittel in West-Papua zu sein. Auf ein Auto kommen schätzungsweise fünf Roller. Hier im Dschungel sind es noch mehr.
Verschwitzt und klebrig, weil die Luftfeuchtigkeit bei fast neunzig Prozent liegt und die Klimaanlage im Bus nur mäßig funktioniert, freuen wir uns, als wir schließlich nach über zwei Stunden über Stock und Stein auf ein weitläufiges Gelände einer Gemeinde abbiegen und uns eine erfrischende Brise empfängt. Der begeisterte Gesang von Kindern dringt zu uns herüber. Etwa zwanzig Mädchen und Jungen sitzen auf einer Plastikfolie unter einem Baum, der ihnen Schatten spendet. Eine junge Frau hält das Begleitheft für Kinderbibelgruppen in der Hand und erzählt ihnen eine Geschichte.

„Das ist eine der Frauen, die ich zur Kindergruppenleiterin ausgebildet habe“, erklärt uns Frida, eine Philippus-Trainerin aus Manokwari. Sie begleitet uns heute. Vor einigen Jahren hat sie angefangen, mit dem Roller in die abgelegenen Dörfer zu fahren und dort das Philippus-Programm ins Leben zu rufen. Mittlerweile leiten Einheimische die Gruppen.
Auch andere junge Frauen und Männer sind vorbeigekommen, um bei unserem Besuch dabei zu sein. Manche von ihnen hat Frida ausgebildet. Sie starten demnächst ihre eigenen Gruppen. Nach dem Abschlussgebet und einer Bibelübergabe, bei der die Kinder eine bebilderte Kinderbibel erhalten, ist es Zeit für uns weiterzuziehen. Klebriges Händeschütteln und strahlende Gesichter begleiten uns zurück zum Bus. Noch zwei weitere Gruppen stehen auf dem Programm.


Als wir bei unserer letzten Station für heute ankommen, erwartet uns ein ganz besonderer Empfang. Schon von Weitem haben die Kinder den Bus kommen sehen und sich auf der schmalen Straße aufgestellt, um uns zu begrüßen. In Zweierreihen und mit traditionellen Ketten und Gewändern kommen sie uns entgegengetanzt. Der Busfahrer muss kurzerhand mitten auf der Straße anhalten und lässt uns aussteigen. Jeweils zwei Kinder haken sich bei jedem aus unserem Team ein und tanzen und hüpfen mit uns gemeinsam in Richtung Kirchengebäude. Etwas unbeholfen – man merkt, dass die Einheimischen den Rhythmus mehr im Blut haben als wir – aber mit einem großen Lachen im Gesicht kommen wir in der Gemeinde an, wo uns auch die Erwachsenen begrüßen. Ein paar Frauen haben eine große Tafel für das gemeinsame Mittagessen vorbereitet. Es gibt Reis, Wurzelgemüse, Fischsuppe und das traditionelle Gericht Papeda: eine klebrige Masse, die aus dem Stamm von Palmen gewonnen wird – für unsere deutschen Geschmäcker etwas gewöhnungsbedürftig, doch wir wollen die Köchinnen wertschätzen und probieren von allem.

Im Anschluss folgt eine ausgiebige Foto-Session, denn wir sind nicht die einzigen, die heute ein paar sehr exotische Begegnungen haben. Die Einheimischen zücken ihre Handys – trotz der Ursprünglichkeit des Lebens hier besitzen die meisten tatsächlich ein Smartphone – und wollen unbedingt ein paar Fotos mit den ungewöhnlichen Besuchern aus Europa. Da wir mit unseren Kameras ja ebenfalls unser Material sammeln, machen wir beim Fotoshooting mit – das ist nur fair, finden wir, und die leuchtenden Augen der Kinder sind es allemal wert.
