Rebellengruppen und okkulte Praktiken – warum christliche Jugendarbeit in Äthiopien so wichtig ist
Birhanu Bekena sollte eigentlich Medizinmann werden. Seine Familie war tief in okkulten Praktiken verstrickt und hatte ihren Sohn dazu bestimmt, sich den dunklen Mächten zu verschreiben. In seiner Jugend rauchte Birhanu und trank viel Alkohol. „Mein Leben fühlte sich sinnlos an“, erinnert sich der 50-Jährige heute. Doch Gott hatte andere Pläne mit ihm. Ein christlicher Verwandter besuchte die Familie für einige Zeit und erzählte dem jungen Birhanu immer wieder von Jesus. „Damals wollte ich von so etwas nichts wissen, aber da ich ihn respektierte, hörte ich ihm aufmerksam zu“, sagt er. Der Verwandte zitierte Johannes 10,10: „Der Dieb kommt, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten. Ich aber bringe Leben – und dies im Überfluss.“ „In diesem Moment wurde mir klar, dass Satan vorhatte, unsere Familie zu töten und zu zerstören“, erzählt Birhanu. Der Verwandte kehrte wieder in seine Heimat zurück, doch Birhanu wollte mehr wissen. „Von Tag zu Tag wuchs mein Interesse, mehr über Christus zu erfahren. Ich fragte meine christlichen Freunde nach ihrem Glauben und sie erzählten mir mehr über Gott.“ Einige Monate später lud Birhanu Jesus schließlich in sein Leben ein. Das veränderte alles. „Jesus erlöste mich von den Fesseln der Hexerei und befreite mich aus der Dunkelheit.“
Heute ist Birhanu Pastor und setzt sich leidenschaftlich dafür ein, dass andere Menschen Jesus kennenlernen – besonders die junge Generation. Die politische Situation in Äthiopien ist auch nach dem Bürgerkrieg angespannt. Rebellen kämpfen weiter gegen die Regierungspartei.; Plünderungen und Gewalt sind die Folge. „Die meisten Mitglieder in diesen Rebellengruppen sind Jugendliche“, erzählt Birhanu. Ein weiteres Problem seien kulturelle Praktiken wie das Irrecha-Fest, an dem vor allem junge Menschen teilnehmen, darunter auch Christen. Bei dem Fest werden an einem Fluss Opfer für einen unbekannten Gott dargebracht. Während der Feierlichkeiten betrinken sich viele Leute – für Birhanu ist das Fest ein heidnischer Brauch, dem er gerne gegensteuern möchte. „Wenn wir die Jugendarbeit gut machen, werden jungen Menschen zum Segen für die Kirche und die Gemeinschaft werden. Wenn nicht, können sie sehr zerstörerisch sein.“ Deshalb bietet Birhanu in seiner Gemeinde Bibelstudiengruppen an, in denen Menschen mithilfe des Studienmaterials der Bibel Liga Gottes Wort entdecken – vor allem die Jugendlichen. „Das einzige Werkzeug, das sie positiv formt, ist das Wort Gottes“, ist Birhanu überzeugt.
Doch Birhanu sieht nicht nur bei jungen Menschen eine Veränderung durch die Bibelkurse, sondern erlebt, dass auch langjährige Gemeindemitglieder entdecken, wie sie Nachfolge und Jüngerschaft in ihrem Alltag leben können. „Bevor die Bibelstudiengruppen in unserer Gemeinde eingeführt wurden, gingen die Gläubigen davon aus, dass Evangelisation und der Besuch von Gemeindemitgliedern allein in der Verantwortung der Gemeindeleiter liegt. Doch jetzt besuchen sich die Gruppenmitglieder untereinander und helfen, wenn einer krank oder in Not ist.“ Für das geistliche Wachstum jedes Einzelnen hält Birhanu das Bibelstudium für entscheidend. „Die Teilnehmer bearbeiten die Fragen aus jeder Lektion unter der Woche für sich und diskutieren dann einmal pro Woche in der Gruppe darüber und klären Fragen. Das hilft ihnen, Gottes Wort zu verstehen“, freut sich Birhanu.