Gedanken zur Jahreslosung 2023
„Du bist ein Gott, der mich sieht“: So lautet die Jahreslosung 2023 aus 1. Mose 16,13 in der Lutherübersetzung. Einige Gedanken zur Jahreslosung möchten wir mit Ihnen teilen.
„El-Roi“ – der Gott, der mich sieht: Diese Erfahrung machte Hagar, eine schwangere Frau in größter Not. Sie war allein, mitten in der Wüste und auf der Flucht. Mitten in dieser verzweifelten Situation begegnete ihr Gott und sie erkannte: Ich bin Gott nicht egal. Er sieht mich. Doch diese ermutigende Gottesbegegnung hat eine traurige Vorgeschichte…
Rückblick: Gott erwählte Abraham und führte ihn in ein neues Land, das er seinen Nachkommen geben möchte. Aber diese Geschichte startet inmitten einer scheinbar aussichtslosen Lage: „Sara war unfruchtbar und hatte kein Kind“ (1. Mose 11,30). Trotz Verheißung werden Abraham und Sara älter und älter und der versprochene Stammhalter scheint unerfülltes Wunschdenken zu bleiben. Fragen kommen auf: Steht Gott zu seinem Wort? Hat er sein Versprechen vergessen?
Da ersinnt Sara einen Plan: Wenn schon sie selber kein Kind bekommt, dann doch vielleicht über ihre ägyptische Magd Hagar (1. Mose 16,1-2). Diese soll die Rolle der Leihmutter übernehmen. Tatsächlich wird Hagar schwanger. Plötzlich ist sie nicht mehr nur die Magd, sondern die Mutter des zukünftigen Erben! Das lässt sie ihre Herrin Sara spüren – Streit und Spannungen zwischen den beiden sind die Folge. Die schwangere Hagar sieht als einzigen Ausweg nur noch die Flucht in die Wüste. Erschöpft und verzweifelt lässt sie sich an einer Wasserquelle nieder.
Dort, mitten im kargen Niemandsland, begegnet ihr der Engel des Herrn. Er ermutigt sie mit einer großen Segensverheißung: „Ich will deine Nachkommen so mehren, dass sie der großen Menge wegen nicht gezählt werden können (…) und [du] wirst einen Sohn gebären, dessen Namen sollst du Ismael nennen; denn der Herr hat dein Elend erhört“ (1. Mose 16,10-11). Auch wenn der Engel sie zurückschickt und Hagar die Magd von Sara bleibt, ihre Umstände die gleichen bleiben: Gott hat sie angesehen und gesegnet. Diese Erkenntnis spiegelt sich in Hagars Gottesbezeichnung, unserer Jahreslosung: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“
Später gibt Abraham Hagars Sohn den Namen, den Gott ihr genannt hat: Ismael – „Gott hört“. So wird Ismael für Hagar zu einer täglichen Erinnerung: Ich bin nicht allein. Gott sieht auf das Elend der Machtlosen und hört auf ihr Schreien. Dieser Gott ist der Gott, der auch uns sieht – Sie und mich. Mit dieser Ermutigung können wir getrost in ein neues Jahr gehen.