Von der befreienden Kraft der Vergebung

Wenn Isidora den Raum betritt, dann bleibt das nicht unbemerkt. Ihr lautes Lachen und ihre lebhafte Art, Geschichten zu erzählen, verbreiten eine ansteckende Fröhlichkeit. „Ich bin so dankbar, was Gott alles in meinem Leben getan hat“, sagt sie und sofort füllen sich ihre Augen mit Tränen. Das quirlige Energiebündel sitzt auf einmal still und ehrfürchtig da, während ihr die Tränen über die Wange laufen. Denn ihre Vergangenheit ist alles andere als einfach gewesen – doch Gott hat ihren Schmerz in Freude verwandelt.

Diebstahl und Gewalt in der eigenen Familie

Zusammen mit ihrem Mann Wilfredo und ihren zwei Töchtern lebte Isidora in Salamanca, einem Stadtteil im Zentrum von Lima. Immer wieder erhielt sie Anrufe von ihrer Mutter, die an ihrem Sohn, Isidoras Bruder, verzweifelte. Isidora versuchte zu helfen, wo sie konnte, und bot schließlich an, dass er zu ihr und ihrer Familie ziehen könne. Ihr Bruder zog ein, doch sein Lebenswandel verschlimmerte sich. Er bestahl die eigene Familie und wurde immer wieder gewalttätig. In Isidora staute sich ein tiefer Groll an. „Ich habe ihn dafür gehasst, was er unserer Familie antat. Ich hätte ihn am liebsten umgebracht.“ Der Bruder zog aus, doch Isidoras Groll blieb.

„Bist du denn größer als Gott?“

Gefangen in Hass und Rachegefühlen verbrachte Isidora viele bittere Jahre, bis schließlich eine Freundin, die Christin war, sie ermutigte, ihrem Bruder zu vergeben. „Bist du denn größer als Gott, der uns doch auch vergibt?“, fragte die Freundin auf Isidoras vehemente Ablehnung hin. Das wirkte. Nach Wochen des inneren Kampfes gab Isidora schließlich nach. Sie fuhr zu ihrem Bruder und sprach Vergebung aus – und das, obwohl dieser nach wie vor keine Reue zeigte. „In dem Moment fühlte ich mich wie ein Vogel in einem Käfig, dem man endlich die Tür aufgemacht hat“, sagt sie rückblickend. Sie entschuldigte nicht das Verhalten ihres Bruders – doch zu vergeben war für Isidora der Start in ein Leben in Freiheit.

Jahre später folgte sie Gottes Ruf, mit ihrer Familie nach Valle el Mirador, eine der ärmsten Gegenden des Landes, zu ziehen und dort Gemeinde zu bauen. Dort gibt es mittlerweile sieben Philippus-Gruppen. Eine davon leitet Isidora selbst. Mit ihrem ganzen Leben dient sie nun Gott. 

Zusammen mit ihrem Mann hat Isidora diese Gemeinde gegründet.
Isidora mit ihrer Bibelstudiengruppe

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