Madagaskar: von geistlicher Trockenheit zu echter Nachfolge
Lucienne und ihr Mann Tanjona leiten eine Gemeinde in Ankadinondry, im Herzen von Madagaskar. Sie folgten Gottes Ruf und zogen in diese ländliche Gegend. Doch was sie erwartete, waren staubige rote Straßen, ausgedörrtes Land und noch trockenere Herzen. „Wir wollten nur zurück in die Stadt“, sagt die Pastorenfrau. Doch nach und nach gebrauchte Gott das junge Ehepaar, um aus einem leeren Kirchengebäude eine lebendige Gemeinde mit Jüngern Jesu zu machen. Viele Madagassen kamen so von geistlicher Trockenheit zu echter Nachfolge.

Lucienne und Tanjona lernten sich in Antananarivo bei der Arbeit kennen und heirateten kurze Zeit später. Das war vor elf Jahren, Lucienne war knapp 20 Jahre alt. Der Glaube war zunächst ein schwieriges Thema in ihrer Ehe, denn Tanjona folgte Jesus nach und hatte es schon damals auf dem Herzen gehabt, anderen vom Evangelium zu erzählen. Lucienne besuchte zwar auch eine traditionelle christliche Gemeinde; eine persönliche Beziehung zu Jesus hatte sie allerdings nicht. „Es war eine tote Gemeinde und ich war ein eingeschlafener Christ“, sagt sie rückblickend. Doch Tanjonas Leidenschaft für Gott und sein Wunsch Pastor zu werden, rüttelten seine Frau wach. „Ich erkannte, wie sehr ich Gott und sein Wort brauche“, sagt sie. Sie begann, ihren Mann in die Gemeinde zu begleiten und ließ sich taufen. Kurze Zeit später wurde Tanjona zum Pastor ordiniert.

Als der Leiter ihrer Denomination das Ehepaar bat, eine Gemeinde in Ankadinondry zu leiten, willigten sie ein. 2020 zogen sie also mit Sack und Pack in die ländliche Region, um eine bereits bestehende Gemeinde wiederzubeleben. Keine leichte Aufgabe, denn zu dem Zeitpunkt fand keine einzige Gemeindeaktivität statt und sie mussten von Null starten. „Das erste Jahr war sehr hart. Hinzukamen unsere finanziellen Sorgen“, sagt Lucienne. Anfangs pendelte Tanjona in die Hauptstadt, um Geld zu verdienen, doch nach ein paar Monaten begann er, Handyreparaturen anzubieten. Lucienne arbeitete währenddessen in einem Friseursalon. „Wir können heute gut davon leben. Wir haben immer wieder erlebt, dass wir komplett von Gott abhängig sind und er uns versorgt.“ Das gilt auch für ihr Gemeindeprojekt.
Lucienne und Tanjona kannten das Philippus-Programm schon von Antananarivo, aber als sie in das Dorf zogen, erfuhren sie, dass die Bibel Liga auch dort einen Dienst beginnen wollte. Für sie war das Gottes Wirken. „Am Anfang stieß die Bibelgruppe auf kein Interesse, aber wir haben immer wieder dafür gebetet, dass Menschen sich dazu einladen lassen“, erzählt Lucienne. Und tatsächlich: Einige Dorfbewohner nahmen daran Teil, und auch nachdem sie den Kurs abgeschlossen und eine eigene Bibel bekommen hatten, hörten sie nicht auf, in die Gemeinde zu kommen. „Das Philippus-Projekt hat so viel Frucht hervorgebracht. Die Ernte ist erstaunlich“, freut sich Lucienne. Mittlerweile ist ihre Gemeinde auf 40 Personen angewachsen.

Außerdem haben sie in einem abgelegenen Dorf weitere Bibelgruppen ins Leben gerufen und gehen auch dort erste Schritte in Richtung Gemeindegründung. „Alle zwei Wochen feiern wir den Gottesdienst dort und an den anderen Sonntagen kommen die Menschen zu uns“, erklärt Lucienne. „Dabei müssen sie zwei Stunden laufen und mit dem Kanu einen kleinen Fluss überqueren.“ Doch die Strapazen nehmen sie bereitwillig auf sich. Auch Familien mit kleinen Kindern kommen zu den Treffen. Was Lucienne und Tanjona am meisten freut, ist, zu sehen, wie Menschen, die das Christentum gar nicht oder nur als Tradition kannten, nun zu einer lebendigen Gottesbeziehung finden und in der Nachfolge Jesu wachsen. So wie es auch Lucienne selbst erlebt hat. Denn auch in ausgedörrten Herzen schenkt Gott neues Leben und lässt Ströme des lebendigen Wassers fließen.