Im Gefängnis frei geworden

Adrianá leitet im Frauengefängnis „El Buen Pastor“ (deutsch: „Der Gute Hirte“) in Bogotá (Kolumbien) Bibelgruppen als ehrenamtliche Mitarbeiterin. Mit rund 1.800 Insassinnen ist es die größte Haftanstalt für Frauen im Land. 2022 nahmen 60 von ihnen an einer Bibelstudiengruppe teil. „Das Philippus-Programm ist ein perfektes Werkzeug für meinen Dienst hier. Es hat mir die Türen zum Gefängnis geöffnet, weil die Leitung es als Hilfe für den Wiedereingliederungsprozess anerkennt“, erzählt Adrianá. „Und die inhaftierten Frauen mögen die Bibelgruppen sehr.“ Viele von ihnen sitzen wegen Drogendelikten ein.

Gefängnis in Bogotá
Ein Gefängnis in Bogotá von außen
„Im Gefängnis bin ich Gott begegnet“

Eine von ihnen ist die 40-jährige Claudia. Sie sieht älter aus, die Drogen haben ihre Spuren hinterlassen. „Ich hatte eine sehr schlimme Kindheit“, sagt sie. „Um all die Verletzungen zu vergessen, begann ich Drogen zu nehmen.“ Die Sucht bestimmte ihren Alltag. Sobald sie etwas Geld durch Müllsammeln verdient hatte, besorgte sie sich neuen Stoff. Unter Tränen erzählt sie von ihren zwei Kindern: „Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, waren sie vier und sechs Jahre alt. Sie sind bei meiner Mutter aufgewachsen. Heute sind sie erwachsen. Ich habe sie nie mehr gesehen. Es quält mich, dass ich nie für meine Kinder da war, dass ich ihnen nie gesagt habe, dass ich sie liebe.“ Doch dann wird ihr Blick hoffnungsvoll. „Hier im Gefängnis bin ich Gott begegnet. Ich war ein verlorenes Schaf, aber er hat mich gefunden.“ Claudia ließ sich nach dem Bibelkurs im Gefängnis taufen. Heute weiß sie nicht mehr, wie sie ohne Jesus leben könnte. „Jeden Tag bitte ich ihn um die Kraft, nie wieder Drogen zu nehmen. Und ich bete, dass er mir hilft, meine Familie zu finden, damit ich sie um Vergebung bitten kann.“ Für Claudia wurde das Gefängnis „Der Gute Hirte“ tatsächlich zu einer „saftigen Weide“ und zu einem „Rastplatz am frischen Wasser“ (Psalm 23).

Ihre Spende macht einen Unterschied!

Sie können die Arbeit der Bibel Liga in Kolumbien unterstützen. Mit 7 Euro ermöglichen Sie einer Person die Teilnahme an einem Bibelstudienkurs und die erste eigene Bibel. Danke für Ihre Spende! Sie helfen mit, dass Menschen Jesus kennenlernen und bei ihm bleiben.

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„Leid hat mich zu einer starken Frau gemacht“

„Das Leid hat mich zu einer starken Frau gemacht“: Das sagt Sochie von den Philippinen heute. Und Leid hat sie wahrhaft genug erlebt. Sie war fünf Jahre alt, als ihre alkoholkranke Mutter sie verließ. Ihr Vater fühlte sich völlig überfordert, sich um sie und ihre dreijährige Schwester Kacy und ihren einjährigen Bruder Raphael zu kümmern. Schweren Herzens brachte er seine drei Kinder in ein Waisenhaus.

Es war spät in der Nacht, als ihr Vater gemeinsam mit einem Sozialarbeiter und der Leiterin des Waisenhauses, Lola Nits, die Papiere ausfüllte. „Am liebsten hätte ich geweint, aber ich musste stark sein“, erinnert sich die 20-jährige Sochie. „Ich fühlte mich für Kacy und Raphael verantwortlich.“

Sochie
Liebe heilte die Wunden

Lola Nits nahm sich den drei verlassenen Geschwistern an. Sie überschüttete sie mit Liebe und erzog sie im christlichen Glauben. Sochies Herz war immer noch voller Schmerz und Kummer, doch nach und nach heilten die Wunden. „Bevor ich ins Waisenhaus kam, hatte ich keine solche tiefe Liebe erfahren. Lola spiegelt Jesu Liebe wider“, erzählt sie. Man merkt: Trotz ihrer schweren Erlebnisse ist Sochie nicht verbittert. „Die Erfahrung, von den eigenen Eltern verlassen zu werden, hat mich zu einer starken Frau gemacht. Ich glaube an das, was die Bibel in Psalm 30,12 sagt: Dass Gott meine Trauer in einen Freudentanz verwandeln kann“, sagt sie mit einem Lächeln. Ihr Vorbild aus der Bibel ist Hiob. „Seine Geschichte zeigt mir mich, dass es in Ordnung ist, zu weinen, aber die Augen auf Gott zu richten“, berichtet sie.

Wiedersehen mit dem Vater

15 Jahre nachdem ihr Vater sie verlassen hatte, sah sie ihn zum ersten Mal wieder. „Er war krank und musste im Krankenhaus behandelt werden. Als ich ihn besuchte, fühlte ich keinen Groll. Er wollte damals das Beste für uns – auch wenn es falsch war. Ich wünsche mir vor allem, dass er Jesus kennenlernt“, sagt Sochie. Und ehrlich fügt sie hinzu: „Bei meiner Mutter würde es mir viel schwerer fallen, ihr zu begegnen. Ich bete, dass Gott mir die Kraft schenkt, ihr zu verzeihen.“

Sochie mit ihrer Familie
Sochie (links) mit ihrem Bruder, ihrer Schwester Kacy und ihrem Vater
Sochie gibt Kindern Bibelunterricht
Sochie erzählt Kindern biblische Geschichten
Großes Herz für Kinder

Aufgrund ihrer Erlebnisse hat Sochie ein großes Herz für benachteiligte Kinder. Gemeinsam mit ihrer Schwester Kacy ließ sie sich von der Bibel Liga zur Philippus-Leiterin ausbilden. Regelmäßig besucht sie Familien, die in abgelegenen Gegenden wohnen, um den Kindern biblische Geschichten zu erzählen. Das Kursmaterial der Bibel Liga hilft ihr dabei. Im Rückblick erkennt Sochie, dass Gott sie nie verlassen hat. „Ich kann sagen, dass ich von Gott gesehen und gesegnet bin“, sagt die junge Frau fröhlich. „Das Leid hat mich zu einer starken Frau gemacht.“

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Vom Verstoßenen zum Gemeindegründer

Mahendra war in einem buddhistischen Elternhaus aufgewachsen. Wie bei vielen Menschen in seinem Dorf in Indien war sein Leben davon bestimmt, sich ein gutes Karma zu erarbeiten. Als Verwandte ihm vom Evangelium erzählten, lehnte Mahendra entschieden ab. Doch seitdem gab es da diese leise Stimme Jesu, die in ihm widerhallte: „Hast du einen Platz für mich in deinem Herzen?“ Nach langer innerer Zerrissenheit lautete seine Antwort „Ja“.

Wegen seines Glaubens verstoßen

Seine Entscheidung für Jesus blieb nicht ohne Folgen. Er wurde aus seinem Dorf vertrieben, denn die Abwendung vom buddhistischen Glauben war vielen ein Dorn im Auge. Monatelang lebte er auf der Straße ohne Essen und einem Dach über dem Kopf. Ein Missionar half ihm schließlich und Mahendra schloss sich seinem Dienst an und besuchte ein Bibelseminar.

Mahendra mit seinen zwei Söhnen
Geistlicher Aufbruch

Jahre später kehrte er in sein Dorf zurück, um das Evangelium zu predigen. Konversion ist noch immer mit politischer und sozialer Ablehnung verbunden. Dennoch gibt es mittlerweile in jeder Stadt seines Bezirks eine Gemeinde. Das war noch vor wenigen Jahren unvorstellbar. 

Heute leitet Mahendra selbst eine Gemeinde und bildet im Rahmen des Gemeindegründertrainings der Bibel Liga andere Leiter aus. Immer wieder begegnet Jesus Menschen auf unterschiedliche Weise. Und täglich fragt Jesus seine Nachfolger: „Hast du einen Platz für mich in deinem Herzen?“ Und jeden Tag aufs Neue lautet Mahendras Antwort: „Ja, Herr.“

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