Gott ist kein Wunschautomat

Wencesilas Weg zu echter Nachfolge

Wencesilas Kizito predigt in einer Gemeinde in Migori.

Wencesilas Kizito ist Programmkoordinator des Bibel Liga-Teams in Kenia. Seine leidenschaftlichen Predigten, wenn er Partnergemeinden besucht, zeigen: Er hat seine Berufung gefunden und lebt sie. Aber der Weg dahin war lang und steinig. Eine berührende Geschichte darüber, wie Gottes Treue trotz menschlicher Irrwege zum Ziel kommt. 

Wencesilas Kizito liest in seiner Bibel.
Beim Bibellesen
Der Traum vom Rechtsanwalt

Als Kind träumte Wencesilas davon, Rechtsanwalt zu werden. Ungerechtigkeit brach ihm das Herz: „Ich wollte die Schutzlosen verteidigen, denn als ältester von sechs Geschwistern musste ich schon früh Verantwortung übernehmen“, erzählt er.  

Den ersten Berührungspunkt mit dem Glauben hatte Wencesilas durch seine Mutter, eine strenggläubige Katholikin. „Wir Kinder wollten nicht gern in den Gottesdienst, doch unserer Mutter zuliebe drückten wir jeden Sonntag die Kirchenbank“, erinnert sich Wencesilas. Durch den Glauben seiner Mutter und seiner Tante fing auch er irgendwann an, mit Gott zu reden. Als sein Vater sich weigerte, weiter die Schulgebühren für ihn zu bezahlen, wurde Wencesilas‘ Gebet dringlicher.

Ein Versprechen mit Folgen

Eines Abends betete er: „Gott meiner Mutter – wenn du mir hilfst, wieder zur Schule zu gehen, nehme ich den Glauben ernst. Ansonsten trennen sich unsere Wege.“ Trotz der frech formulierten Forderung erhörte Gott sein Gebet. Ein Familienfreund sorgte dafür, dass Wencesilas an einem Eliteinternat für Jungen einen Platz bekam. Gleichzeitig wurde das Gehalt seines Vaters als Scheck sofort an die Schule übergeben. So konnte der Vater das Schulgeld nicht mehr für Alkohol ausgeben wie zuvor. „Dieses Wunder war für mich der Beweis, dass es Gott tatsächlich gibt“, erzählt Wencesilas. „An diesem Tag vertraute ich Jesus mein Leben an. Ich brannte förmlich vor Liebe und Begeisterung für ihn.“ Außerdem versprach er Gott, eines Tages Prediger zu werden, sofern er an einer Universität studieren konnte. Damals ahnte er nicht, dass ihn dieses Versprechen immer wieder einholen würde.  

Wencesilas Kizito im Lobpreis
Wencesilas preist seinen Herrn

„Von klein auf habe ich gesehen, wie Pastoren finanziell zu kämpfen hatten. Das konnte ich mir für mein Leben nicht vorstellen. Aber Gott hatte andere Pläne.“

Wencesilas Kizito, Programmkoordinator des Bibel Liga-Teams in Kenia

Wencesilas hält an seinen eigenen Träumen fest

In den nächsten Jahren erinnerte Gott ihn immer wieder an sein Versprechen zu predigen. Doch Wencesilas verfolgte eigene Pläne. „Von klein auf habe ich gesehen, wie Pastoren finanziell zu kämpfen hatten. Das konnte ich mir für mein Leben nicht vorstellen.“ Doch sein kleines Unternehmen ging bankrott. Als Wencesilas daraufhin Aufgaben in seiner Gemeinde übernahm, öffneten sich neue Türen. Er wurde für ein Theologie-Stipendium ausgewählt. Doch wieder schlug er andere Wege ein.

Wie ein Déjà-Vu

Er heiratete seine Freundin Lea und lehnte das Stipendium ab, um für seine Familie zu sorgen. Doch finanziell lief es schlecht. Wieder fand Wencesilas eine Aufgabe in einer Gemeinde. „Es fühlte sich an wie ein Déjà-vu“, erinnert er sich. Der Pastor erkannte bald Wencesilas Gabe zu predigen und machte ihn zum Jugendpastor. Doch insgeheim hatte Wencesilas den Traum einer Anwaltskarriere noch nicht aufgegeben.

Drei Jahre später erkannte Wencesilas Gottes Reden, dass er und seine Frau nach Nairobi gehen sollten. Sie gehorchten der Aufforderung. Ein Freund empfahl ihm eine offene Stelle bei der Bibel Liga. Nach mehreren Gesprächen mit der Leiterin war Wencesilas klar: Das war nun der Platz, an dem er Gott dienen sollte. „Ich fühlte Gottes Wirken so deutlich, dass ich schließlich meine eigenen Pläne vor ihm niederlegte und die Stelle annahm“, erinnert er sich.

Wencesilas Kizito mit seiner Familie
Wencesilas mit seiner Frau und Kindern
Wencesilas Kizito im Gespräch mit einem Philippus.
Im Gespräch mit einem Bibelkurs-Teilnehmer
Echte Nachfolge statt Wunschautomat

Heute besteht Wencesilas‘ Aufgabe darin, Gemeinden zu besuchen, die mit der Bibel Liga zusammenarbeiten. Er schult Kleingruppenleiter und Gemeindegründer und überreicht Bibelkurs-Teilnehmenden ihre erste eigene Bibel. Wenn Wencesilas einen Gottesdienstraum betritt, packt ihn die Leidenschaft, den Menschen zu erzählen, welchen Schatz die Bibel birgt. „Gottes Wort hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin“, erzählt er. Und: „Gott hat mich an diesen Platz geführt. Ich habe erlebt, dass er eingreift und meine Gebete erhört. Aber Gott ist kein Wunschautomat. Viele wissen nicht, was Nachfolge bedeutet. Echte Jüngerschaft heißt Gehorsam.“

Gerade heute kann sich Wencesilas für Gerechtigkeit einsetzen, indem er Menschen hilft, Zugang zum Wort Gottes zu bekommen. Bei seinen Besuchen verkündet er das Evangelium mit ganzer Inbrunst. So hat sich sein Versprechen von damals tatsächlich erfüllt: Er ist Prediger.

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