Ägypten: Wie Lesen lernen Mariams Leben verändert hat
„Mädchen brauchen keine Bildung“ – das hörte Mariam aus Ägypten in ihrer Kindheit oft. Anstatt zur Schule zu gehen, musste sie sich als Älteste um ihre Geschwister kümmern. Wie alt sie ist, weiß sie nicht, weil sie ihren Geburtstag nicht kennt. Vor acht Jahren heiratete Mariam sehr früh, bekam Kinder und managte den Haushalt. Dass sie nicht lesen und schreiben konnte, schränkte sie stark ein. Beim Einkaufen konnte sie die Zutatenliste auf Produkten nicht lesen; in der Kirche die Liedtexte nicht entziffern. Die Familie ihres Mannes, bei der sie lebt, machte sich immer wieder über Mariam lustig. „Ich schämte mich sehr“, erzählt sie.
Noch schlimmer wurde es, als ihre älteste Tochter in die Schule kam, weil sie ihr nicht bei den Hausaufgaben helfen konnte. Eines Tages wandte Mariam sich verzweifelt an Jesus. „Ich betete und weinte wie ein Kind. Ich flehte ihn an, mir zu helfen und mir jemanden zu schicken, der mir Lesen und Schreiben beibringt.“ Und Gott erhörte ihr Gebet! Am nächsten Tag erfuhr Mariam, als sie ihre Tochter zur Schule brachte, von einem Bibel-ABC-Kurs der Bibel Liga, der in einer Kirche angeboten wurde. Das Lese-Lern-Programm hatte bereits gestartet, doch das hielt Mariam nicht ab. Sofort meldete sie sich an. Nach einigen Unterrichtsstunden konnte sie bereits erste Wörter lesen und schreiben. Zuhause half ihr ihre Tochter bei den Übungen, sodass Mariam alles Verpasste schnell aufholen konnte.
Ab und zu macht Mariams Schwiegervater spitze Bemerkungen. „Das ignoriere ich dann“, erklärt Mariam. Seit dem Kurs ist sie selbstbewusster geworden. „Ich bin froh, dass mein Mann mich unterstützt. Das bedeutet mir viel.“ Und sie hat neue Freundinnen gefunden: „Meine Klasse ist für mich eine zweite Familie geworden. In jeder Unterrichtsstunde beten wir füreinander.“ Der Alphabetisierungskurs der Bibel Liga hat auch Mariams geistliches Leben positiv verändert. „Die biblischen Inhalte in den Kursen waren für mich wie Nachrichten von Gott direkt an mich. Ich war wie blind – nun kann ich sehen!“